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Die kristianisierung Islands

Barnsskírn
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Das vollständige Untertauchen bei der Taufe war auf Island bis zu der Reformation 1550 üblich. Kindstaufe aus einer Handschrift der Jónsbók, GKS 3269 a 4to, aus der Mitte des 14. Jahrhunderts.

Die Geschichte Islands wird in vielen schriftlichen Quellen behandelt. So berichten z.B. die Íslendingabók, die Kristnisaga, die Hungrvaka, die Landnámabók und viele Isländersagas davon, dass die Christianisierung im Jahre 1000 vom Allthing gesetzlich beschlossen wurde. Zuvor hatte der norwegische König Ólaf Tryggvason Missionare nach Island entsandt, denen aber äußerst ablehnend begegnet wurde. Schließlich gelang es dem König, den isländischen Widerstand gegen den neuen Glauben zu brechen, indem er Söhne aus wichtigen Familien als Geiseln nahm.

In Ari Þorgilssons zwischen 1122 und 1133 entstandenem Geschichtswerk Íslendingabók wird viel Gewicht auf die „nordische“ Besiedlung und die von Ólaf Tryggvason initiierte „nordische“ Missionierung Islands gelegt. Doch zweifellos lebten schon seit frühester Zeit auch Christen im Land. Einige von ihnen kamen aus den skandinavischen Siedlungen in Großbritannien, wo sie auf längst zum Christlichen Glauben übertretenen keltischen Einwohner stießen und sich gelegentlich mit ihnen mischten. Diese Verbindungen berücksichtigt Ari jedoch nicht.

Die Christianisierung in der Islendingabók
Die Islendingabók berichtet davon, wie Þorgeir Ljósvetningagoði, selbst Heide und ein angesehener Mann, auf dem Althing verkündete, dass  für alle Isländer sowohl das selbe Gesetz als auch der selbe Glaube verbindlich sein solle, um den Frieden im Land zu bewahren. Zuvor hatten sich Christen und Heiden auf dem Thing zerstritten und jede Seite pochte auf ihre Gesetze.

Þorgeirs Schlichtung basierte auf der Idee, dass beide Parteien Teile ihrer Forderungen erfüllt bekämen. Die Heiden mussten das Christentum annehmen und sich taufen lassen, doch die alten Rechte Kinder auszusetzen und Pferdefleisch zu verspeisen sollten bestehen bleiben. Man durfte im Privaten den alten Glauben praktizieren und den Göttern opfern, doch sobald dies beobachtet und angezeigt wurde, drohten drei Jahre Exil, anzutreten innerhalb von drei Sommern nach dem Urteil. Diese Konzessionen wurden allerdings wohl schon nach wenigen Jahren wieder abgeschafft.

Die Berichte Aris und andere alte Überlieferungen haben lange das gängige Bild von der Christianisierung Islands geprägt. Allerdings können sie auch als eine Art „Wundergeschichte“ gelesen werden und als eine beschönigende Darstellung dessen, was vor der gesetzlichen Festschreibung des Christentums geschah. Man sollte sich vergegenwärtigen, dass diese Erzählungen erst in späterer Zeit geschrieben wurden, und zwar von Christen, denen es womöglich darum ging, Island mit dem europäischen Christentum in Beziehung zu setzen, das ja bereits Jahrhunderte existierte, bevor Island überhaupt besiedelt wurde.

Niðarósdómkirkja í Þrándheimi í Noregi
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Nidarosdom im norwegischen Trondheim. Das Erzbistum von Norwegen und den westnordischen Siedlungen wurde 1152 oder 1153 gegründet. Bild von Wikipedia, Abbildung gemäß Wikimedia Commons: GNU Free Documentation License.

Das Gebiet des Erzbistums Nidaros
Die Gründung des Erzbistums Nidaros 1152 hatte möglicherweise – zumindest eine gewisse Zeit lang - einigen Einfluss auf die Niederschrift der Sagas; dieser wirkte auch weiter fort, indem die Verbindung zwischen Island, Norwegen und den westskandinavischen Siedlungsgebieten intensiviert wurde. Wie lange die Vorbereitungen für die Gründung des Erzbistums dauerten, ist nicht bekannt. Denkbar ist etwa, dass sich führende Persönlichkeiten der norwegischen Kirche darum bemühten, einen eigenen Bischofssitz in Norwegen zu erhalten, nachdem 1104 das Erzbistum Lund gegründet worden war, und eventuell teilten auch Kirchenobere auf Island dieses Interesse. Wenn Ólaf Tryggvason unter anderem in der Islendingabók, die kurz vor der Gründung des Bistums in Nidaros im Auftrag der Isländischen Bischöfe geschrieben wurde, als ausschlaggebend für die Landnahme auf Island und die Christianisierung des westlichen Skandinaviens dargestellt wird, dann geschieht dies vielleicht, um die besondere Verbindung zwischen Island und dem dortigen Christentum mit Norwegen und der norwegischen Kirche zu betonen.

Das Gebiet des Erzbistums Nidaros erstreckte sich auch über Norwegen hinaus auf die von dort aus besiedelten Länder – abgesehen von Island und Grönland sind dies die Orkneys, die Hebriden, die Shetlandinseln und die Färöer. Diese Regelung gründete sich zweifelsohne auf die engen Beziehungen zwischen diesen Gebieten. Das restliche Nordeuropa blieb währenddessen weiterhin dem Erzbistum Lund oder – etwas später – Uppsala unterstellt. Diese Aufteilung schuf eine weitere Verbindung zwischen den jeweiligen Regionen und bewahrte diese Regelung zumindest bis ins 13. Jahrhundert – und im Prinzip auch darüber hinaus.

Auch die Erzählungen von Ólaf Tryggvasons Bekehrung dieser Regionen könnten durchaus der Argumentation für die Gründung des Bischofssitzes gedient haben, sowie für die Unterordnung besagter Länder unter das Erzbistum in Nidaros, also der Stadt, die Ólaf selbst gegründet hatte. Die Bande zu Nidaros wurden daher gestärkt und gefestigt, indem man Sagas über die norwegischen Könige niederschrieb. Hervorzuheben sind in dieser Beziehung gerade die Sagas über Ólaf Tryggvason und Ólaf den Heiligen, die beide eng mit Nidaros verbunden waren. Entsprechendes kann auch von den Geschichten über die Färöer, die Orkneys und Grönland gesagt werden, alles Gebiete, die an Nidaros fielen und die norwegische Oberherrschaft anzuerkennen hatten.

Neues Wissen und neue Gelehrsamkeit
Da sich das Christentum auf das geschriebene Wort gründet und dieses sowohl zur Verkündung als auch zur Bewahrung des Glaubens verwendet wird, dürfte klar sein, dass mit der Christianisierung der Grundstein für die Buchgelehrsamkeit der nun auftretenden isländischen Priester und andere Kleriker gelegt war. Die Berichte dieser Zeit legen dar, wie zunächst ausländische Lehrer ins Land kamen, um Bildung zu vermitteln, wobei ihre Schüler besonders Jungen und Männer aus den führenden Familien des Landes waren. Diese mussten lernen, Bücher zu lesen, und zwar sowohl auf Latein, da dies die Sprache des christlichen Kulturraums war, als auch in ihrer eigenen Sprache, denn die Mission erfordert den Gebrauch der Volkssprache, um auch die Allgemeinheit zu erreichen. Mit der Missionierung des eigenen Landes und dem Halten von Messen begannen für die Isländer also die Bemühungen, gedankliche Konzepte aus dem Ausland in die eigene Muttersprache zu übertragen.

Man kann wohl davon ausgehen, dass gelehrte Isländer vor oder um 1100 damit begannen, ihre eigene Sprache mittels des lateinischen Alphabets aufzuschreiben. Die frühesten Anfänge isländischer Schriftlichkeit sind heute jedoch nicht mehr erhalten; die ältesten Schriftzeugnisse sind Handschriftenfragmente aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, die also immerhin um die 150 Jahre nach der Annahme des Christentums entstanden. Viele dieser Fragmente enthalten religiöse Texte und man kann aus ihnen schließen, dass es eine gut funktionierende Übersetzungsaktivität gab. Zugleich markieren sie den Beginn eines ständigen Prozesses lexikalischer und schriftsprachlicher Anpassung und Entwicklung, der sich je nach den Umständen verändert und der noch immer andauert.

über religiösen Lehnwörtern
Um goðsögur í Snorra-Eddu

 
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